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Zahngeschichten, die Sie garantiert noch nicht kannten!

Was hat eine traditionell-balinesische Hochzeit mit dem Zahnstocher zu tun? Mehr als man sich vorstellen kann!

Man muss schon sehr genau hinsehen, um auszumachen, was auf diesem Foto anders ist: Der Bräutigam trägt nicht nur traditionell-balinesische Kleidung, sondern auch einen bestimmten Look, der ihm anlässlich seiner Hochzeit «verpasst» wurde: Sechs spitz gefeilte Vorderzähne!


Diese «Zahnfeilung» gehört zum Bali-Hinduistischen Glaubenskomplexes, der da besagt: Eine Seele kann sich nur in einen menschlichen Körper reinkarnieren, wenn eine Zahnfeilung stattgefunden hat. Dementsprechend wird sie bei Jungen wie Mädchen gleichermassen durchgeführt, meist als Initiationsritus, um die Voraussetzung für die Ehefähigkeit zu erlangen.


Während in Bali dies ausschliesslich spirituelle Gründe hat, ist es im nicht weit entfernten Borneo ein Schönheitsprinzip: Die Dayak schmücken ihre Schneidezähne mit Goldplättchen, welche beim Sprechen aufblitzen und auf diese Weise eine besondere Wirkung beim Gegenüber hinterlassen. Manchmal muss man dafür die Zähne etwas «fassonieren». Jedenfalls erzählt dieser Look mehr über Kraft und Schönheit seines Trägers, als über ein Leben im Jenseits.


All diese spannenden Fakten werden im Fachgebiet der Ethno-Medizin zusammengetragen, das sich mit den verschiedenen Prozeduren der Zahnmanipulation beschäftigt. Heute weiss man zum Beispiel auch dank intensiver Forschung, dass die ersten zahntechnischen Arbeiten Mitte des ersten Jahrtausends v.Chr. von Etruskern und Phöniziern angefertigt wurden. Die Etrusker konnten sogar Goldkügelchen herstellen und ohne Lötstellen miteinander verbinden! Natürlich war das nur den Reichen vorbehalten, wie so oft. Dementsprechend ist es kaum verw underlich, dass den Zähnen seit jeher eine besondere Bedeutung zukommt:


Status und Zähne stehen im direkten Zusammenhang.


Bestes Beispiel dafür ist der Zahnstocher. Man glaubt es kaum, aber es gab Zeiten, als der Zahnstocher als schickstes Modeaccessoire gehandelt wurde. Nero, römischer Kaiser der Antike und Despot der ersten Stunde, pflegte etwa auf seinen Parketten aka Orgien mit einem silbernen Zahnstocher im Mund zu erscheinen. Allerdings war er nicht der einzige Herrscher der Antike, der diesen ausgefallenen Spleen pflegte: In einem 5000 Jahre alten Grab in Mesopotamien wurde sogar ein Zahnstocher aus Gold gefunden!


Noch in der modernen, industriell geprägten Welt gibt es Zahntrends, die vermeintlich irritierend wirken: So etwa ein Trend aus Japan. Dort erfreuen sich gerade «crooked teeth» grosser Beliebtheit. Die zu Deutsch «schiefen Zähne» werden imitiert, indem man künstliche Eckzähne über die echten klebt. Yaeba, so der japanische Begriff, mag für westliche Dimensionen befremdlich wirken, aber auch hier greift ein Universalausspruch: «Schönheit liegt im Auge des Betrachters.»


Foto: @unsplash

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